Freiheit ab 50+ – und sowas von sichtbar

Petra Wild mit Sonnenhut auf einer Bank im Nepaltempel

Ich bin keine 20 mehr. Und weißt du was? Ich will es seit langer Zeit auch gar nicht mehr sein. Denn ich habe mir jedes einzelne dieser Jahre erarbeitet. Ich habe erlebt, überlebt, geweint, gelacht, mich angepasst – und nach und nach beschlossen: Ich mag das Getue wegen des Aussehens und der Mode nicht. Eigentlich mochte ich es noch nie.

Meine Klamotten sind pink. Ich liebe Bikinis, bunte Hosen und konnte BHs noch nie leiden. Schminke? Schon lange: nein danke! Ich trage meine Narbe sichtbar auf der Brust. Ich habe lange, graue Haare. Und ich liebe es. Denn ich bin ich. Und mit jedem Jahr werde ich es mehr. 🙂


Leben und leben lassen – statt bewerten

Kleidung ist keine Einladung zur Bewertung

Ich weiß nicht, was andere dazu veranlasst, jemanden nach dem Äußeren zu bewerten. Es tut mir auch immer wieder weh, wie Frauen mit anderen Frauen umgehen. Oder, noch schlimmer, wie Mädchen in diese Rolle gedrängt werden. Das muss doch nicht sein.

Wir alle schätzen doch Toleranz uns gegenüber – dann können wir doch auch anderen gegenüber tolerant sein, oder?

Mein Motto ist: Leben und leben lassen. Wenn das genug Menschen so umsetzen, leben wir alle sehr viel entspannter. Wie siehst du das?

Jede:r soll sich zeigen dürfen, wie es passt – mit oder ohne Schminke, BH oder bunter Hose. Wenn wir einander lassen, leben wir alle leichter.


Mein Körper ist kein Kommentarbereich

Röllchen, Narbe, kein BH – ich entscheide, was sichtbar ist

Ich trage Kleidung, in der ich mich wohlfühle. Auch wenn man meine Röllchen sieht. Auch wenn die Brüste schwingen. Auch wenn jemand meint, das sei „zu viel“. Ich bin nicht zu viel – du siehst das nur zu eng.

An meiner rechten Brust trage ich eine große Narbe. Sie ist deutlich zu sehen. Ob mit oder ohne Kleidung. Und sie ist ein Teil von mir. Punkt. Ich muss sie nicht verstecken. Ich muss mich nicht verstecken.

Der Weg zur Freiheit im eigenen Körper

Das liest sich jetzt so easy-peasy. Aber natürlich war das – und ist das – ein Weg.

Es gab Zeiten, da habe ich mich angepasst. Gruppenzwang und so. Durch Lebensumbrüche, Krankheiten und ja, auch durchs Älterwerden, habe ich immer wieder deutlich gespürt, wie mich das Angepasstsein in meiner Art, meinem Wesen, meinen Sehnsüchten einschränkt.

Und so konnten nach und nach die Grenzen fallen. Mein persönlicher Raum wurde weiter.


Blicke, Bewertungen – und meine Reaktion darauf

Sichtbar sein – aber bitte zu meinen Bedingungen

Ich merke, dass ich angeschaut werde. Verwundert. Erstaunt. Kritisch. Manche Männer glotzen, als hätten sie noch nie schwingende Brüste gesehen. Ich denke mir: Ihr Neandertaler.

Aber ich sehe auch die anderen Blicke: Freundliche. Ermutigte. Dankbare.

Ich sehe Frauen, die sich freuen. Und manchmal glaube ich, sie denken dasselbe wie ich, wenn ich solche Frauen sehe: Danke, dass du dich traust. Du machst es mir leichter, es auch zu tun.


Ich war nicht immer so

Anpassung aus Angst, aufzufallen

Auch ich habe mich angepasst. Besonders im Job. Ich war oft am Rand der Gruppe, weil ich anders war – und wollte nicht noch mehr auffallen.

Also habe ich BH getragen. Mich leicht geschminkt. Nicht zu bunt, nicht zu laut. Ich weiß noch, wie Kolleginnen über eine frühere Mitarbeiterin lästerten, weil sie ohne BH kam. Ich habe nichts gesagt – aber es hat mich geprägt. Ich wollte dazugehören. Und habe mich angepasst.

Graue Haare, bunte Hosen – und der lange Weg zurück zu mir

Meine grauen Haare hatte ich früh. Mit 16 das erste graue Büschel. Mit 25 war ich deutlich grau. Ich habe nie gefärbt. Fand es immer unnötig, fremd, unangenehm. Nur einmal: zu meiner Hochzeit. Ein Zugeständnis an meinen Ex-Mann – der mochte das Grau nicht. Wie konnte ich nur! Hab mich nicht wohl gefühlt und komisch ausgesehen 🙂

Auch in meiner zweiten langjährigen Beziehung habe ich mich angepasst. Bunte Hosen, bequeme, praktische Schuhe, mein Stil – das war oft zu viel für ihn. Ich habe unterschieden: Gehe ich mit ihm raus – oder allein? Das waren wieder ungute Kompromisse.

Heute bin ich ungebunden, frei. Und jetzt?

Jetzt bin ich einfach glücklich. Und zufrieden. Und sichtbar. Weil keiner mehr dreinredet. Und das ist: herrlich.

Ich gehe raus und überlege nicht mehr, ob ich meine Lieblingsklamotte „darf“. 😉

Das ist Freiheit ab 50+.


Zeig dich bunt – für dich und für die anderen

Sichtbarkeit darf bunt sein – auch ab 50+

Ich bin Teil des LinkedIn-Flashmobs #zeigdichbunt. Weil ich weiß, wie viel es bedeutet, wenn eine sich traut. Weil es andere stärkt. Weil es Räume öffnet.

Und weil ich mir erlaube, ich zu sein.

Ich bin bunt. Ich bin grau. Ich bin da. Ich zeige mich – so wie ich bin.


Und meine Bilder?

Farbe, Widerspruch, Freiheit – das steckt in meiner Malerei

Sie sind wie ich: Bunt. Unangepasst. Manchmal wild, manchmal leise. Immer echt. Ich male mit allem, was mir in die Quere kommt – Farbe, Feuer, Schlämmkreide, Wachs, Blauholz.

Ich mache keine Kompromisse. Nicht in meinen Bildern. Nicht mehr im Leben.


Schluss

Ich bin nicht mehr 20 – und das ist gut so

Ich bin deutlich in der zweiten Lebenshälfte. Dadurch bin ich mehr. Und ich bin sichtbar.

Wenn du dich darin wiedererkennst: Zeig dich. Für dich. Für andere. Für uns alle.

#zeigdichbunt

Hier ist Link zum Beitrag von Céline Tueyeni

1 Kommentar

Hinterlasse deinen Kommentar

Das könnte dich auch interessieren:

Danke fürs Lesen!

Ich hoffe, mein Beitrag konnte Dich inspirieren oder berühren. Hast Du Gedanken dazu, Fragen oder einfach Lust, Dich auszutauschen?

Schreib mir gern – ich freue mich auf Deine Nachricht!

Nachricht schreiben